In Zusammenarbeit mit der Konrad-Adenauer-Stiftung gastierte am 29.09.2022 der bekannte Schriftsteller und Liedermacher Stefan Krawczyk am Gymnasium Wendalinum. Vor Schülerinnen und Schülern der Klassenstufe 11 berichtete er auf eindrucksvolle Weise – in Erzählungen und Liedern – über seine Biographie in der DDR.
Er schilderte, wie er in seinen Anfangsjahren als studierter Konzertgitarrist 1981 den nationalen Chansonwettbewerb der DDR gewann und vom zuständigen Minister für seine „hervorragende künstlerische Gesamtleistung“ ausgezeichnet wurde. Mit seinen Auftritten in der Folge konnte Krawczyk ein durchaus privilegiertes Leben führen: Die 420 Mark, die er als Gage für einen Auftritt erhielt, entsprachen in etwa dem Monatslohn seiner Mutter als Postbotin, und von seinem Monatsverdienst von ca. 8000 Mark konnte er sich einen Trabi leisten.
Als Krawczyk aber gesellschaftskritische Lieder zu texten und aufzuführen begann, in denen er die politischen Missstände in der DDR wie die fehlende Reisefreiheit, die Überwachung der Medien und die damit verbundene fehlende Meinungsfreiheit anprangerte, bekam er die Härte der Staatsmacht zu spüren: Statt einer „hervorragenden künstlerischen Gesamtleistung“ attestierte diese ihm nun „fehlende künstlerische und moralische Fähigkeiten“ und belegte ihn 1985 mit einem Berufsverbot. Wie aus seinen Stasi-Unterlagen ersichtlich, wurden 82 Spitzel auf ihn angesetzt, die jeden seiner Schritte überwachten, seine Wohnung wurde verwanzt, sein Telefon abgehört und sogar ein Nervengiftanschlag wurde auf ihn und seine Frau in ihrem Auto verübt. Schlussendlich wurde Krawczyk 1988 aus der DDR ausgebürgert.
Schulleiter Alexander Besch betonte, wie wichtig es ist, „dass Zeitzeugen unseren Schülerinnen und Schülern vom Leben in der DDR berichten. Unsere Schülerinnen und Schüler kennen keine Grenzen in Europa und insbesondere keine Grenzen innerhalb Deutschlands mehr. Sie können es sich nicht vorstellen, wie es ist, in einem Staat zu leben, in dem Grundfreiheiten nicht garantiert und selbstverständlich sind.“
Hannah Groß, Schülerin des Geschichtsleistungskurses, resümierte: „Der Vortrag von Stefan Krawczyk war interessant und informativ. Die Bedeutung seiner Lieder hat er auf interessante, metaphorische Weise umgesetzt, die bei uns Schülern für große Unterhaltung gesorgt hat. Seine Lebensgeschichte und sein Werk „Mein Freund wohnt auf der anderen Seite“ waren sehr spannend und interessant.“ Und ihre Mitschülerin Ranya Bellagnech, ebenfalls Schülerin des Geschichtsleistungskurses, ergänzte: „In meinen Augen brachte uns die Erzählung von einem nichts ahnenden Jungen aus der DDR, der langsam in den Kontakt mit dem Westen kam, die Situation der deutsch-deutschen Teilung auf szenerische Art und Weise sehr nah, was für mich einen großen Mehrwert hatte.“