Ferdinand von Schirachs Drama „Terror“, das 2016 von der ARD als Film produziert worden war, hat schon damals bundesweit zu Kopfzerbrechen über die Stellung von Moral und Gesetz geführt und die Zuschauer vor eine kaum zu lösende Problematik gestellt. Nach einigen Wochen der intensiven Auseinandersetzung mit besagtem Drama im Deutschunterricht, begaben sich die 12er-Deutschkurse von Frau Meisberger, Herrn Schöneberger und Frau Scheid sowie weitere interessierte Schüler*innen und Kolleg*innen am Donnerstag, den 24. November, abermals in die Rollen der Schöffen. Der Gerichtssaal? Die Alte Feuerwache in Saarbrücken. Der Angeklagte? Der 31-jährige Lars Koch, Major der Luftwaffe, Bester seines Jahrgangs und ein überzeugter Utilitarist. Die Tat? Der Abschuss eines mit 164 Passagieren besetzten Flugzeuges, entführt von einem Terroristen, der droht, es in die vollbesetzte Allianzarena zu steuern, um dort mehr als 70.000 Menschen zu töten.
Die Kernfrage: Schuld- oder Freispruch für den Angeklagten, der 164 Menschen tötete, um tausende Leben zu retten? Oder allgemeiner: Darf der Staat wenige Menschen opfern, um das Leben von vielen Menschen zu retten?
Wie in den lebhaften Diskussionen, die dem Theaterabend bereits im Unterricht vorausgegangen waren, ließen wir abermals die innere Zerrissenheit zwischen den rechtlichen Prinzipien unserer Verfassung und dem natürlich-moralischen Drang, „das kleinere Übel“ zu wählen, über uns ergehen. Diesmal spielten wir nun auch hautnah im Theater unsere Rollen als Schöffen aus und entschieden per Abstimmung über das Schicksal des Angeklagten. Das Ergebnis am Ende fiel eindeutig aus: Freispruch für Lars Koch.
War es Bauchgefühl? Oder die guten Argumente des Verteidigers? Eine Frage, die unbeantwortet bleibt – bei einem Problem, wofür es scheinbar keine eindeutige Lösung geben kann. Was feststeht: das ganzheitliche Erlebnis einer solchen Inszenierung ermöglicht bei der Auseinandersetzung mit Dramen ganz neue, besondere Perspektiven, die im Deutschunterricht so keinen Raum erhalten. Daher wird es für die meisten von uns sicher nicht der letzte Theaterbesuch gewesen sein!