Das Wendalinum um 1910 – das Gymnasium

Im Jahre 1907 wurde der Ausbau zur Vollanstalt begonnen mit der Angliederung einer Oll. Die Anstalt führte jetzt den Titel „Königl. Kronprinz Friedrich Wilhelms-Gymnasium i. E. zu St. Wendel“. Der Initiator Dr. Fischer war bereits Direktor in Saarlouis, an seine Stelle war Prof. Dr. Hau vom Hohenzollerngymnasium in Düsseldorf getreten. Die erste Reifeprüfung am Gymnasium fand im Januar und Februar 1910 statt, nach eingehender Revision durch den Provinzialschulrat Dr. Buschmann. Von 19 Kandidaten wurden 18 für reif erklärt für die höheren Studien. Das gute Ergebnis der Prüfung führte dazu, daß die Anstalt nun „Königl. Gymnasium“ wurde durch Ministerialerlaß vom 4. 3. 1910. Die Stadt veranstaltete zu Ehren der Schule ein glänzendes Festmahl.

Im Jahrzehnt zwischen 1900 und 1910 traten eine Reihe von Lehrern ihren Dienst an der Schule an, die deren Stil und die Atmosphäre mehrere Jahrzehnte lang bestimmten. In den folgenden zwei Jahrzehnten fand ein ziemlich starker Lehrerwechsel statt.

Der Ausbau der Schule führte zu einer wachsenden Schülerzahl, so daß abermals ein Neubau ins Auge gefaßt werden mußte. Fünf Jahre zogen sich die Verhandlungen um den Bauplatz hin, schließlich entschied sich die Regierung doch für den von der Schule vorgeschlagenen Platz, auf dem die heutige Schule steht. Das war am 1. Juni 1915. Da war schon fast ein Jahr Krieg, viele Mitglieder des Kollegiums waren einberufen, einige gefallen. Auch zahlreiche Schüler hatten die Anstalt in nationaler Begeisterung verlassen, um als Kriegsfreiwillige ins Heer zu treten: Oberprimaner mit Notabitur; Unterprimaner, sogar Ober- und Untersekundaner. Schüler der mittleren und oberen Klassen, die nicht zur Truppe konnten, stellten sich den Hilfsdiensten veschiedener Art zur Verfügung. Der Unterricht ging aber weiter, wenn auch unter erschwerten Bedingungen, und das Neubauprojekt wurde weder von der Regierung noch von Schule und Stadt vergessen. Die Tatsache aber, daß der Krieg anders verlief, als man erwartet hatte, und schließlich verloren ging, schob die Realisierung noch ein Jahrzehnt hinaus.

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