Das Wendalinum im Saargebiet – 1920 – 1935

Abermals wechselte die oberste Schulbehörde. Seit Anfang 1920 wurden die Schulen des nunmehr gebildeten Saargebiets der Regierungskommission des Saargebietes unterstellt. Am 18. Oktober 1920 trat ein neuer Direktor, Dr. Edelbluth, den Dienst an der Schule an; er war von der Regierungskommission berufen worden. Er war gebürtiger Dillinger.

Die Schule wuchs in dieser Zeit enorm, Ostern 1921 waren Quinta, Quarta, Unter- und Obertertia geteilt. Die Zahl der Schüler betrug 318. 1922 mußten bereits fünf Klassen in verschiedenen anderen Gebäuden der Stadt untergebracht und überdies sogenannte Wanderklassen eingerichtet werden. Das Kollegium zählte 21 Herren. 1924 erhielt der Leiter der Schule den Titel „Oberstudiendirektor“. Wechsel im Kollegium vollzogen sich, den politischen Verhältnissen entsprechend, jetzt im großen und ganzen innerhalb der Grenzen des Saargebietes. Die Schule wuchs ständig, so daß bei 18 Klassen mit 550 Schülern schließlich 9 Klassen außerhalb des Gebäudes waren –  kein idealer Zustand, weder für den Unterricht, noch für die Lehrer, wohl aber für die Schüler! In diesen Jahren wurde auch ein Versuch gemacht, in lllingen eine Zubringerschule als Lateinschule zu schaffen, der aber scheiterte. 1925 hatten die Sexten 135 Schüler, 1928 hatte die Schule 20 Klassen und 800 Schüler. Die Regierung sah daher die Notwendigkeit eines Neubaues ein. Angesichts der Bedeutung des Baues sollte ein Plan zur Ausführung gelangen, der Zweckmäßigkeit, neuzeitliche Hygiene und künstlerische Wirkung in sich vereinigte. Das wollte man mit Hilfe eines Preisausschreibens erreichen. Das Gebäude sollte eine Musterschule und ein Denkmal für die Regierungskommission sein. Deshalb stand im Vestibül in silbernen Lettern
„Errichtet von der Regierungskommission des Saargebietes“. Die Funktionsräume wurden hervorragend ausgestattet, die Biologieabteilung aber leider nicht, so daß der Unterricht in diesem Fach heute noch eingeengt ist, weil Übungsräume fehlen. Die Räume der Oberklassen hatten Epidiaskope und Verdunkelungseinrichtungen, selbstverständlich auch die Physik- und Chemieabteilung; auch hier waren ausgedehnte Übungsräume vorhanden, obwohl im Gesamtbildungsgang nur l/2 Jahr Unterricht für Chemie vorgesehen war.

Der 5. März 1926 war als Termin für den Baubeginn festgesetzt. Am 18. 11., nachmittags um 16.00 Uhr, wurde die feierliche Versenkung der Urkunde über die Errichtung des Gymnasialbaues vollzogen. Am 17. September 1928 fand die Feier zur Einweihung des neuen Gymnasiums statt. Ein feierlicher Zug von Lehrern in Cutaway und Zylinder und Schülern in farbigen Mützen mit Silber- u. Goldbändern bewegte sich vom alten Gebäude in der Gymnasialstraße über die Werschweilerstraße zum neuen Gebäude in der Schorlemerstraße.

Welches Staunen mag wohl auf dem Gesicht manchen Schülers, der den Bau zum erstenmal von innen sah, gestanden haben, zumal als er in die Aula trat!

1929 schied Dr. Edelbluth aus dem Dienst. Sein Nachfolger wurde Dr. Franz Arens, der  seit dem 1. 4. 1930 die Schule leitete. Er übernahm keine leichte Aufgabe, denn die Nachwehen der Verzettelung der Klassen und des Unterrichtes waren immer noch nicht ganz überwunden. Seine Dienstzeit sollte noch mit anderen Schwierigkeiten gefüllt sein. Er meisterte sie mit fester Hand. Die Schule versuchte nämlich, der Gefährdung der Schüler durch die weltanschaulichen Ideen im Anfang der 30erJahre auf ihrem ureigenen geistigen Gebiet zu begegnen, indem sie sich entschlossen zeigte, die abendländische Kontinuität zu wahren. Dies zeigt eine Rede des Direktors vom Mai 1931 anläßlich des Besuchs des Bischofs von Trier. Er stellte Kirche und Schule als Verbündete dar und betrachtete es als die Aufgabe der Schule, die „christiana missio“ zu erfüllen.

Der Status des Saargebietes war ja nur einer auf Zeit. Deshalb ist es nicht verwunderlich, daß die geistigen Strömungen, wie die der Jugendbewegung, aber auch solche politischer Art, aus dem „Reich“ kräftig in unseren Raum hineinwirkten. Der Nationalsozialismus warf seine Schatten auch hierher voraus. Auch an der Schule gab es, allerdings nur sehr vereinzelt, Vertreter nationalsozialistischer Gedanken unter den Schülern. Deshalb wurde 1932 das Tragen von Uniformen und Abzeichen in der Schule, auch die Teilnahme an Jugendtreffen politischen Charakters, überhaupt jede politische Betätigung in der Schule verboten.

Die Volksabstimmung 1935 entsprach dem politischen Wollen des weitaus größten Teiles des Kollegiums und der Schüler, trotz der Bedenken, die viele angesichts des politischen Systems im „Reich“ hatten.

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